Stadthonig aus dem Gundeli: Ein Besuch bei den Quartierbienen

22. Juli 2025

Es ist noch nass. In den letzten Tagen hat es immer wieder geregnet im Gundeli. Auch ist es nicht so heiss, wie es sonst Mitte Juli sein könnte. Der versteckte Garten am Thiersteinerrain ist ohnehin eine schattige Oase. Dort wirkt Andreas Seiler als Imker. Ein Besuch bei den Bienen vom Gundeli:

Fleissige Bienen

Eigentlich ist der alte und versteckte Garten vom Gärtnerbetrieb «Raum und Garten» gepachtet, die ihn als Materiallager und als Baumschule nutzen. 

Versteckter Garten am Thiersteinerrain

Bewohnt wird er aber von aktuell drei Bienenvölkern und die wiederum werden von Imker Andreas Seiler umsorgt. «Im Moment gehe ich so alle zehn bis vierzehn Tage zu den Bienen», erzählt er «aber eigentlich lasse ich sie so oft es geht einfach machen.» Seine Bienen haben ihm in diesem Sommer achzig Kilo Honig eingebracht. Die Honigernte ist für dieses Jahr abgeschlossen. Die emsigen Bienen bereiten sich bereits auf den Herbst und Winter vor, Nektar wird nochmals eingetragen und die Drohnenschlacht beginnt: Die Königin ist begattet und die männlichen Bienen werden aus dem Stock geschmissen. Schliesslich braucht es nicht noch mehr hungrige Mäuler, die man durch den Winter bringen muss. Nicht alle Bienen überwintern, anders als die Winterbiene, die zwischen sechs und sieben Monaten alt wird, lebt die Sommerbiene nur zirka fünf Wochen. Fünf Wochen in denen sie kilometerweit fliegt: Für ein Kilo Nektar braucht es hunderttausend Kilometer Flug, also eineinhalb Mal rund um die Erde. Aber hier im Garten im Gundeli muss die Biene nicht weit fliegen, um vielseitigen Nektar zu finden.

Das Zuhause der Bienen mit Sicht auf die Heiliggeistkirche

Stadthonig und Patenschaft
Der naturbelassene Garten am Thiersteinerrain bietet den Bienen ein perfektes Habitat. Die drei Bienenvölker bewohnen drei Bienenkisten, die mit aussicht auf die Stadt im schattigen Garten stehen. Generell fühlen sich Bienen in der Stadt wohl: Je mehr verschiedene Nahrungsquellen sie auf Balkonen und Terrassen finden, desto besser. Andreas Seiler beschreibt seinen Stadthonig als «süsse Essenz eines natürlichen Kreislaufes in der Stadt». Die Bienen finden in der Stadt eine grosse Biodiversität und die Nahrungsquelle versiegt kaum. Insbesondere das Anpflanzen und Pflegen von einheimischen Blütenpflanzen beschert den Bienen eine reichhaltige Nahrungsquelle. Im Gundeli leben gleich mehrere Bienenvölker. Die von Andreas Seiler leben im versteckten Garten am Thiersteinerrain, sowie auf dem Dach im Gundeldingerfeld. Den Honig, der er von seinen Bienen erhält, verarbeitet und verkauft Andreas Seiler als Stadthonig. Mit einer Patenschaft für ein Bienenvolk unterstützt man die Imkerei in der Stadt, darf mit acht Personen die Bienen besuchen und bekommt als süsses Geschenk acht Gläser Stadthonig.

Zugeflogen
Seit nunmehr sechzehn Jahren imkert Andreas Seiler. Sein erstes Bienenvolk ist ihm «einfach so» zugeflogen. Nur wenige Tage nachdem er seine Ausrüstung bestellt hat, hat sich ein noch freies Bienenvolk bei seiner Wohnadresse niedergelassen. Nach der obligatorischen Quarantänezeit durfte Andreas Seiler das Volk zu sich nehmen. Seither hat er unzählige Bienenstiche eingefangen, Honig geerntet und Führungen veranstaltet. Die Bienen, die Andreas Seiler am liebsten «einfach machen lässt», brauchen aber auch Pflege: Bald schon muss er seine Völker gegen die Varroamilben behandeln. Diese Milbe wurde aus dem asiatischen Raum eingeschleppt und wird in Basel mit Ameisensäure behandelt. Danach machen sich die Bienen mit Andreas Seilers Hilfe bereit für die Winterpause. Der stockdunkle Bienenstock braucht eine stetig gleichbleibende Temperatur. Im Winter muss er daher gut isoliert sein, im Sommer kühlen die Bienen mit Wasser und ventilieren mit ihren Flügeln. Die Bienen im Gundeli brauchen also auch Wasserquellen, damit sie dieses in ihren Stock tragen können. 

Ohne Bienen geht es nicht
Einheimische Blütenpflanzen, aber auch Bäume wie Linden sind für die Stadtbienen die ideale Nahrungsquelle. Die Bienen, als Bestäuber, tragen eine essenzielle Rolle in unserem Ökosystem und für die menschliche Ernährung. Nicht nur der Erhalt der Natur, sondern auch die Produktion von Nahrungsmittel werden durch die Bestäubung der Bienen gesichert. Einheimische Blühpflanzen und Kräuter wie Kornblume, Wiesen-Salbei, Lavendel, Zitronenmelisse und Oregano sind auf Gundelis Balkonen und Terrassen nicht nur ästhetisch wertvoll, sondern tragen zum Bienenerhalt und somit dem Erhalt unseres Ökosystems massgeblich bei. 

 Imker Andreas Seiler und seine Bienen im Gundeli

Léonie Müller-Haller, Geschäftsleitung Gundeldinger Koordination, Juli 25

der versteckte Garten am Thiersteinerrain
Die Bienenvölker mit Blick auf die Heiliggeistkirche
Bienenwaben
Andreas Seiler und seine Bienen aus dem Gundeli